Wie aus den Niederen Tauern die Silvretta-Durchquerung wurde 21.3. bis 25.3.2011
Sonntag, 20 März: Bericht Gerda
Ski am Rucksack und Skischuhe am Gepäckträger; mit dem Fahrrad hat die Skitour begonnen. Nach S-Bahn und Regionalbahn – mit Cappucchino und frischen Brenzen – stiegen Arno und ich zu Max, Christiane und Petra ins Auto und fuhren nach Ischgl. Ökologischer geht’s fast nicht, zumal wir noch auf die Heidelberger Hütte, 2.264 m, aufsteigen wollten. Der endlose Hatscher ist mit 4 bis 5 Stunden angegeben und nur 880 Höhenmetern.
Endloser Hatscher von Ischgl zur Heidelberger Hütte
Für eine richtige Silvretta-Durchquerung ist die Zuhilfenahme einer Aufstiegshilfe unmöglich, so hatschten wir 4 ½ Stunden durchs wunderschöne Fimbertal. Damit sind wir eingestimmt und haben gleich die ersten Blasen verarztet.
Endlich nach 4 1/2 Stunden die Hütte
Montag, 21. März 2011: Bericht Petra
Um 8:30Uhr verlassen wir die Heidelberger Hütte, dürfen uns endlich auf einen Gipfel freuen.
Aufstieg zum P. Tasna
Erste Etappe des Tages ist der Piz Tasna 3179m. Der vermeintlich schwierige, ausgesetzte und stark überwächtete Gipfelgrat entpuppt sich als relativ leichter Anstieg.
Piz Tasna 3179m
So geht es uns zeitlich noch aus und wir können einen zweiten 3000er mitnehmen: die Breite Krone 3079m.
Foto "Selbsauslöser" auf der Breite Krone 3079m
Grad noch rechtzeitig kommen wir auf der Jamtal-Hütte – einem für unseren Geschmack viel zu perfekt organisierten Hotel auf 2165m - an und genießen unser Feierabendbier auf der Sonnenterrasse.
Berghotel Jamtal, Platz für 200 Personen
Dienstag,22.03.2011: Bericht Christiane
Nach einem ausgiebigen Frühstück starteten wir gegen 8.30 Uhr. Die erste Herausforderung, ca. 50 Höhenmeter Abfahrt mit Fellen, war schnell überstanden, wenn auch nicht von allen sturzlos. Nun marschierten wir etwa eine Stunde lang auf flacher Spur das Jamtal hinein und dann leicht ansteigend, in weiten Bögen hinauf zum Jamtalferner.
Vordere und Hintere Jamspitze
Diesen überquerten wir in fast gerader Linie, um uns dann auf dem Jamjoch(3078m) nach links Richtung Hintere Jamspitze(3156m) zu wenden.
Hintere Jamspitze 3156m vl. Gerda Wöhr, Arno Stobbe, Christane & Max Altmannshofer, Petra Jirowetz
Nach kurzer Rast fuhren wir auf das Joch ab und mussten feststellen, dass ein direkter Übergang Richtung Dreiländerspitze nicht möglich war. So fuhren wir bis etwa 2600m auf den Jamtalferner hinunter ab und stiegen, die Vordere Jamspitze umrundend wieder 300 Höhenmeter auf zur Oberen Ochsenscharte(2900m). Hier gönnten wir uns eine längere Rast in der Sonne und fuhren anschließend ab zur Wiesbadener Hütte(2443m) auf deren Terrasse wir bei einem kühlen Bier/Radler die letzten Sonnenstrahlen genossen.
Wiesbadener Hütte
Mittwoch 23.03.2011: Bericht Arno
Auf der Wiesbadener Hütte bekommen wir bereits ab 0630 Uhr Frühstück und so beginnt die Tour heute um 0800 Uhr.
Gestern konnten wir von der Hütte aus bereits den ersten Teil der Tour aus der Ferne begutachten. Der Blick zum Gletscher hinüber war beeindruckend, auch den Zustieg auf den Gletscher konnte man erkennen.
Heute also geht’s hinauf zum Gletscher in Richtung Süd und dann nähern wir uns in weitem Bogen dem Piz Buin. Der ist unser Ziel. Ob er uns wohl hinauf lässt?
Aufstieg zum Piz Buin
Auf dem Gletscher bewegen wir uns nicht mehr ganz so frei, die Formationen stets im Auge.
Um 11.30 Uhr erreichen wir den Platz zum Skidepot auf ca. 3000 hm. - kurze Pause; Steigeisen anlegen; Rucksack bleibt da; das Seil kommt mit. Es liegen noch 300 hm vor uns.
Es ist sehr warm und windstill, die Sonne hat den harten Hang bereits etwas erwärmt.
Ideale Bedingungen.
Die Schlüsselstelle im Aufstieg zum Gipfel des Piz Buin ist der Kamin
Im Kamin liegt noch das Fixseil der „Roten Truppe“ (10 Bergwachtler in roter Jacke), das wir nach prüfendem Blick von Max gerne zu Hilfe nehmen. Der Schnee im Kamin gibt guten Halt. Es ist steil, mein Puls geht nicht nur aufgrund der Anstrengung nach oben.
Nach einer Stunde ist es geschafft – oben; 3312m. Danke Berg.
Gipfel des Piz Buin 3312m "König der Silvretta"
Die rote Truppe ist auch noch oben, die Bergwachtler genießen auf ihre Weise und geben eine Gesangseinlage zum Besten – prima. (auch wenn es nicht la Montanara war) .
Nach 30' min. brechen wir auf nach unten, gesichert von Max und Petra.
Am Skidepot angelangt gibt es kalten Tee – zum Glück ist er kalt, denn die Sonne lacht – und Brotzeit.
Dann Aufbruch in Richtung Silvretta Hütte über den Fuorcla dal Cunfin 3043 m. Auf der Hütte kommen wir um ca. 1530 Uhr an, jetzt ist Zeit zum Trocknen der Ausrüstung und befeuchten der Kehlen. Wir genießen die Sonne bis 18.30 Uhr auf einer Hütte die wirklich noch Hütte geblieben ist. Die Welt scheint in Ordnung – aber ich denke an Japan.
Sonnenuntergang vom Hüttenlager der Silvretta-Hütte aus
Donnerstag, 24. März 2011: Bericht Petra
Wir müssen Abschied nehmen von der schönsten Hütte der Durchquerung: der Silvretta Hütte.
Schier endlos muss Max heute über den steilen, bruchharschigen Silvretta-Gletscher Richtung Pass spuren. Ich möchte ihm helfen, merk aber sofort, dass mir für diesen Knochenjob mittlerweile die Kraft fehlt.
steiler langer Glescher zum Gletscherchamm, linker Gipfel
Kurz unterhalb des heutigen Gipfels machen wir Ski-Depot und erobern – ausgerüstet mit Steigeisen und Pickel – den Gletscherchamm 3173m.
Steile Firnflanke bis zum felsigen Gipfelaufbau des Glescherchamm
Leider ist uns heute eine Firnabfahrt auf die Toui-Hütte 2250m nicht gegönnt. Und weil mit unserem Eintreffen die letzten Sonnenstrahlen hinter dem Berg verschwinden, wird´s leider nix aus unserem mittlerweile schon obligatorischen Feierabend-Sonnenbad-Bier auf der Terrasse.
Die Toui-Hütte, mit Vermutaß, links der Piz Buin und rechts hinten die 3 Länderspitze
Freitag: 25.03.2011: Bericht Gerda
Um 7.30 Uhr starten wir und da es in der Nacht bitterkalt war, ist die Spur sehr hart. Über den Vermuntpaß, 2.797 m, ging’s weiter Richtung Skidepot der Dreiländerspitze auf etwa 3.105 m. Nur die „Ganoven“ Max und Petra wagten die letzten Höhenmeter mit Steigeisen und Pickel. Das Seil kam ab dem Vorgipfel zum Einsatz. Laut Max „Des war nur a schmaler Grat und rechts und links pfeifts obi“. Mit zwei Personen war der Gipfel, 3.197 m, überfüllt, so dass sie sich nach kurzer Zeit auf den luftigen Rückweg machten.
Die Dreiländerspitze 3105m
An einem großen Fels mitten im Jamtalferner genossen wir eine ausgiebige Mittagsrast.
Endlich Pause
Weiter ging’s durchs Jamtal bis hinaus nach Galtür auf 1.635 m.
Am letzten Tag wurden wir noch mit Traum Pulverschneehänge belohnt
Dort endeten die traumhaften Abfahrten; dank dem Pisten-Buggy schnallten wir unsere Skier erst in Galtür ab.
Gut lief es über das Jamtal nach Galtür hinaus
Um 15.30 Uhr war diese grandiose Urlaubswoche leider zu Ende. Bei Bier oder Kaffee und Kuchen ließen wir die Woche ausklingen. Max durfte bei einem Skitourenkollegen bis Ischgl mitfahren, holte das Auto und anschließend traten wir die Heimreise an. An diesem Tag ging’s 965 (plus 100) Höhenmeter nach oben und 1.545 (plus 100) hinab.
Und hier noch die Auflösung des Rätsels aus der Überschrift: Wegen Schneemangel in den Niederen Tauern plante Max um und entschied sich für die Silvretta. Einige Werte am Donnerstag vor Abreise: 50 bis 80 cm Neuschnee, Lawinenwarnstufe 4, stabiles Hoch. Bis zu unserer Abfahrt sank die Lawinengefahr aber das super Wetter blieb uns die ganze Woche erhalten.
Danke Dir nochmals Max: Christiane, Petra, Arno & Gerda
Berichte: von allen Teilnehmern